Last but not least – das Darm-Gehirn!

Kurz vor dem Jahreswechsel möchte ich dir noch das letzte der drei Gehirne vorstellen, nämlich das Darm-Gehirn.

Die Bezeichnungen von unserem Gehirn im Bauch variieren von „Enterisches Gehirn“, „Dünndarmgehirn“ bis hin zu den schlichten Begriffen „Bauch-Hirn“ oder „Darm-Gehirn“.

Dein Darm-Gehirn arbeitet fast unbemerkt in deinem Körper und findet erst seit kurzem mehr Beachtung. Grundsätzlich wird in unserem meterlangen Darm, Nahrungsbrei verschoben und gedrückt, es werden Verdauungssäfte ausgeschüttet, Nährstoffe aufgenommen und Eindringlinge bekämpft. Würde man nun weiter hinein zoomen und die Darmwand genauer betrachten, dann könnte man ein zartes Nervengeflecht erkennen, das wie ein Netz in die Darmwand eingebettet ist. Man würde also ein eigenständiges Nervensystem sehen – das Darmgehirn – mit über 100 Millionen Neuronen!

Die Gemeinsamkeiten vom Kopf- und Darm-Gehirn

Man findet im Kopf, wie im Bauch die gleichen Nervenzelltypen und auch die Ausstattung mit Botenstoffen ist bei beiden Gehirnen identisch. Die Nervenzellen im Bauch sprechen sozusagen die gleiche Sprache wie das Gehirn. Zum Beispiel reagieren sie auch auf das Glückshormon Serotonin oder auf den Stress-Botenstoffe Adrenalin.  Über viele verschiedene andere Signalmoleküle – sogenannte Neurotransmitter verständigen sich die Neuronen untereinander und so kontrolliert auch das Bauchhirn die Aktivität des Verdauungstraktes.

Die Selbstständigkeit des Darmes und das Zusammenspiel mit dem Kopf-Gehirn

Spezielle Sensoren in der Darmwand geben Auskunft über den Füllstand und die Zusammensetzung des Speisebreis. Dadurch ist es dem Nervengeflecht möglich, bedarfsgerecht zu steuern, wie schnell die Nahrung den Darm durchwandert und wie viele Verdauungssäfte Pankreas und Galle produzieren.

Das alles macht das Darmgehirn größtenteils selbstständig. Dennoch stehen Bauch- und Kopfgehirn in ständigem Kontakt. So erhält der Darm Signale darüber, was im Körper gerade los ist. Zum Beispiel führt Stress dazu, dass sich die Darmmuskeln entspannen und die Verdauung lähmt, wohingegen durch Entspannung die Verdauung aktiviert wird. Falls du von „Angst-Durchfall“ vor einer Prüfung schon einmal etwas gehört hast, auch das ist eine Reaktion auf Stress. Dieser Prüfungsstress wirkt sich auf die Abwehrzellen im Darm aus und als Folge wird das Darm-Gehirn aktiviert und Sekretion und Bewegung im Darm erhöhen sich.

Und auch das Kopf-Gehirn bekommt ständig einen Bericht vom Darm-Gehirn. Es scheint so, als würden ca. 90 Prozent der Nervenverbindungen zwischen Darm-Gehirn und Kopf von unten nach oben verlaufen. Das bedeutet, dass das Gehirn ständig über die Vorgänge im Darm informiert ist, jedoch bleiben die meisten Mitteilungen im Unbewussten. Bewusst nehmen wir meist nur Notsignale wie Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen wahr.

Und das ist auch gut so. Denn würden wir alle Informationen von 100 Millionen Nervenzellen im Bauch ständig wahrnehmen, könnten wir nichts anderes mehr machen. Deshalb spüren wir unseren Darm nur dann, wenn er Ärger macht.

Der Darm – das größte Immunorgan im Körper

Manchmal passiert es, dass Gifte und Krankheitserreger in unseren Körper gelangen. Damit sie keinen Schaden anrichten, haben wir ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem, das Wache hält.

Im Idealfall tötet die Salzsäure im Magensaft die meisten Krankheitserreger ab. Im Darm tragen Billionen von Bakterien als „lebender Schutzwall“ dazu bei, dass der Verdauungstrakt intakt bleibt. So lange also ausreichend „nützliche“ Mikroben vorhanden sind, verdrängen sie krank machende Keime und Pilze.

Außerdem sitzen in unserem Darm mehr als 70 Prozent aller Abwehrzellen. Der Darminhalt wird im gesunden Körper erfolgreich durch die Darmwände ferngehalten. Das ist unsere effektivste Verteidigungslinie. Dort ist auch eine große Anzahl von Abwehrzellen, die direkt mit dem Bauchhirn verbunden sind. Sie sind dazu ausgebildet, zwischen nützlich und schädlich zu unterscheiden.

Übung, um deinen Bauch zu entspannen

  1. „Lege dich entspannt auf den Rücken, Beine angewinkelt, Füße locker geöffnet, Arme locker neben deinen Körper legen. Wenn du einatmest, soll sich jetzt der Bauch anheben. Du kannst diese Bewegung unterstützen, indem du bewusst ein leichtes Hohlkreuz machst (auch als „Beckenschaukel“ bekannt).
  2. „Beim ausatmen senkt sich jetzt dein Bauch wieder, dein Rücken wird dabei wieder gerader. Atme am besten durch die Nase ein und aus. “

Diese Übung entspannt nicht nur deinen Darm, sondern deinen ganzen Körper!

Und gerade in den Weihnachtstagen kann es vorkommen, dass wir auf vielen Feiern unterwegs sind und immer wieder zu Festessen eingeladen werden mit einem Übermaß an Essen. Bleibe daher bewusst bei deinem Körper, höre in ihn hinein und nimm dein Sättigungsgefühl wahr und handle danach. Auch dadurch entspannst du deinen Verdauungstrakt und du fühlst dich auch an den Weihnachtsfeiertagen wohl in deinem Körper!

Liebe Grüße und frohe Weihnachten wünscht dir,

Marianne